Wurzeln und Wasser

Jetzt im Frühjahr wird mein Gartenboden trockener. Das liegt daran, dass weniger Regen fällt. Die Hauptursache ist aber, dass die Pflanzen jetzt für Ihr Wachstum sehr viel Wasser verdunsten. Jeder weiß, dass sie dieses Wasser über ihre Wurzeln aufnehmen. Wir wollen uns heute genauer anschauen, wie sie das machen.

Wurzeln eines Ahornschößlings
Wurzeln eines Ahornschößlings

Eine wichtige Tatsache ist, dass die Wurzeln der Pflanzen, um Wasser und Nährstoffe aufzunehmen, auch Luft brauchen. Das liegt daran, dass sie in einer Symbiose mit einem Pilzgeflecht leben. Die Pflanzen versorgen die Pilze mit Zucker und bekommen von ihnen im Ausgleich die Nährstoffe in der Menge, die sie brauchen. Diese Symbiose heißt Mykorrhiza.

Wurzeln brauchen auch Sauerstoff

Wenn der Boden sehr nass ist, fehlt es in der Tiefe an Sauerstoff. Daher braucht die Pflanze für diese Situation ein Wurzelsystem knapp unter der Bodenoberfläche. Wenn es sehr nass wird, bildet sie sogar Luftwurzeln aus, die bis an die Oberfläche gehen. Aerotropismus heißt dieser Effekt, und dabei hilft es der Pflanze sehr, wenn der Boden mit Mulch bedeckt ist. Ohne diese Pilze um die Wurzeln der Pflanze stirbt sie zwar nicht, aber sie entwickelt sich schlechter und man bekommt geringere Ernten.

Um sowohl in trockenen als auch in nassen Phasen gedeihen zu können, entwickeln die Pflanzen zwei Wurzelsysteme. Eines knapp unter der Oberfläche und Wurzeln, die in die Tiefe gehen. Sir Albert Howard, der dies untersucht hat, hat vor 100 Jahren bei Obstbäumen nachgemessen: Das obere Wurzelsystem breitet sich nicht tiefer als 45cm unter die Oberfläche aus, während das untere mehr als 4 Meter in den Boden eindringt. An dem kleinen Ahornschößling auf dem Bild, den ich vom Gemüsebeet gezupft habe, kann man den Effekt schon erkennen. Während er oberirdisch nur 10cm hoch ist, hat seine Wurzel schon eine Länge von 30cm erreicht. Auch das obere Wurzelwerk ist bereits gut zu erkennen.

Während unsere Pflanzen also bei genügend Feuchtigkeit ihr Wasser und ihre Nährstoffe aus der oberen Bodenschicht bekommen, schalten sie bei Trockenheit auf eine “Notversorgung” durch die tieferen Wurzeln um. Da dort die Mykorrhiza aber schlechter arbeitet, werden sie nun mit Nährstoffen schlechter versorgt. So kann es keine gute Ernte geben.

Was ein Sommerregen bewirkt

Deshalb ist ein ergiebiger Sommerregen so wichtig für die Pflanzen. Der muss aber nach den Erkenntnissen von Sir Albert Howard mindestens 18 mm Niederschlag bringen. Wenn das passiert, aktiviert die Pflanze ihre bodennahen Wurzeln wieder. Und das liefert ihr die Nährstoffe für eine gute Ernte. Wenn es also in der Wachstumsperiode wochenlang nicht regnet wie in den letzten Jahren auch bei uns, dann ist es durchaus eine gute Idee, diese Reaktivierung der bodennahen Wurzeln mit künstlicher Bewässerung auszulösen. Für solche Situationen ist es dann sinnvoll, mit Regentonnen oder Zisternen vorgesorgt zu haben. So kann man auch bei längeren Trockenphasen noch eine gute Ernte erzielen.

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