Starkregen – wirklich eine Naturkatastrophe?

Teile Hessens standen letztens unter Wasser. Beeindruckende Bilder zeigten, was der Starkregen in einigen Orten angerichtet hatte. In unserer Facebook-Gruppe “Wasser ernten” gab es eine interessante Diskussion zu dem Thema und das hat mich angeregt, hier ausführlicher zu dem Thema zu schreiben.

Eine Flutwelle stürmt nach Starkregen durch einen Ort in Hessen

Auf dem Bild sieht man, wie braune Wassermassen durch einen Ort schießen. In diesem Fall richten sie, wenn ich es richtig sehe, noch nicht einmal viel Schaden an. Es wirkt, als ob die Verantwortlichen damit gerechnet haben, dass so etwas passiert und gut vorgesorgt haben. Vielleicht ist der eine oder andere Keller vollgelaufen.

Viel interessanter finde ich jedoch, was man in dem Video nicht sieht. Das Wasser, dass da bei Starkregen durch den Ort rast, kommt doch irgendwo her. Und da Wasser immer von oben nach unten fließt, gibt es eine Fläche oberhalb des Ortes, auf die das Wasser fiel, das wir in dem Video fließen sehen. Diese Fläche konnte die Wassermenge nicht aufnehmen und so kam es zu dem Sturzbach. Was hätten wir auf dieser Fläche gesehen, wenn wir nachgeschaut hätten? Die Bilder wären weit weniger dramatisch gewesen. Wir hätten viele kleine Rinnsale gesehen, die sich auf verschlämmtem Boden gebildet haben. Vermutlich im oberen Bereich kleine Erosionsrinnen, die talwärts größer werden und zusammenfließen. So kam die Flutwelle zustande, die dann die Lohfeldener Ortsdurchfahrt flutete.

Die Farbe des Wassers spricht auch Bände. Ein guter Teil des verschlämmten Oberbodens konnte der Gewalt des Wassers keinen Widerstand bieten und wurde mitgetragen. Beim nächsten Starkregen wird der Boden also noch fester sein, noch weniger Wasser aufnehmen können, noch mehr Wasser wird durch Lohfelden fließen.

Wie man die Katastrophe vermeidet

Ist das wirklich unvermeidlich? Hier kommt eines der Prinzipien von “Wasser ernten” in Spiel. Es lautet “Fangen Sie oben an und arbeiten Sie nach unten!” Viel sinnvoller als die Wassermassen zu bestaunen, würde also sein, dort hinzugehen, wo sie hergekommen sind, nach oben. Und dort alles zu unternehmen, was man tun kann, um die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu steigern. So kann ein Waldboden viel mehr Wasser aufnehmen. Eines kann man mit Sicherheit sagen: Die Fläche, von der dieses Wasser kam, hat nicht genug große, mehrjährige Pflanzen. Es fehlen Sträucher und Bäume. Mit Sickergräben kann man die Wasseraufnahme unterstützen.

Ein Sickergraben wird angelegt.
Ein Sickergraben wird angelegt (Foto: Bernhard Gruber)

Das ist oben, wo nur kleine Rinnsale fließen, technisch recht einfach umzusetzen. So lässt man Stück für Stück das Wasser versickern, reduziert so die Wassermenge und die nächste “Katastrophe” bei Starkregen darf ausfallen. Damit das passiert, braucht es zwei Dinge: Das erste ist, das die betroffenen Menschen verstehen, was dort passiert und das sie nicht Opfer einer Naturkatastrophe sind. Dazu will ich mit meiner Webseite beitragen. Das zweite ist der Wille, die nötigen Änderungen anzugehen. Dazu kann ich nur den erforderlichen Mut wünschen!

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